CWenn Sie für eine Million Dollar einen Filmstar als Privatclown für Ihre Geburtstagsfeier engagieren können, stimmt mit Ihrer Karriere wahrscheinlich etwas nicht. Und genau das ist bei Nick Cage der Fall, einem leicht besorgten Idol mit offensichtlichen Parallelen zum echten Star.Nikolaus Käfig. Nick (genau genommen: die fiktive Rolle, die hier Nicolas Cage spielt) hat gute Gründe, die Million nicht abzulehnen.
Er hat riesige Schulden und eine zerrüttete Familie. Hin und wieder steht er kurz vor der „Rolle seines Lebens“, aber immer kommt ihm etwas in die Quere, vor allem er selbst, denn Nick ist ein schwieriger Star. Also macht er sich auf den Weg nach Mallorca, wo ein Olivenöl-Tycoon namens Javi einen Traum wahr werden lassen will.
Denn sie hat mehr vor, als eine Party mit einem schicken Gast zu schmeißen. Er will einen Film mit Nick Cage machen. Und es ist von jedem Film inspiriert, den Nicolas Cage je gemacht hat. Würde man einen völlig Fremden auf der Straße fragen, ob er einen Film von Nicolas Cage kennt, stünden die Chancen auf eine positive Antwort nicht schlecht. „Wild at Heart“ zum Beispiel oder „Leaving Las Vegas“, oder „ConAir“ oder „Moonstruck“ oder „The Legacy of the Knights Templer“.
Man könnte sagen: Nicolas Cage ist allgegenwärtig, er ist unverwechselbar, aber er hat so viel getan, dass man nicht mehr weiß, wer er wirklich ist. Tom Gormican baute seinen Film „Massive Talent“ auf dieser Beobachtung auf. Er macht sich wirklich über Nicolas/Nick lustig. Schon der Titel ist mehr als sarkastisch: Zumindest als Schauspieler galt er bisher nicht als „extrem talentiert“, sondern als jemand, der sein Markenzeichen zur Schau stellte, durch einen Kugelhagel kam und hin und wieder romantisch schmachtete. Zeit.
Er macht Filme über Filme.
Dass jemand auf die Idee kommen würde, ausgerechnet über ihn einen Film wie „Massive Talent“ zu drehen, erscheint zunächst seltsam, wird aber bald reizvoll. Gormican zeigt Cage aus vielen Perspektiven. Charmant ist zum Beispiel, wie Javi die ursprüngliche Szene seiner Begeisterung preisgibt: Auslöser war für ihn „Tess and her Bodyguard“, eine Komödie mit Shirley MacLaine. Nun, das ist leichte Kost und ein wenig sentimental, nichts, womit ein Mann normalerweise prahlen würde. Aber Gormican zeigt in der Mitte, dass Cage nicht nur ein Idol der Männlichkeit ist, sondern auch jemand der emotionalen Ausgeglichenheit.
"Massive Talent" hält sich jedoch streng an die Regeln. Auf einer ersten Ebene muss ein Nicolas-Cage-Film natürlich Action bieten. Und so vermischt Tom Gormican (der zusammen mit Kevin Etten das Drehbuch geschrieben hat) Realitäten wie ein Meister: Ein Geheimdienst-Thriller trifft auf romantische Komödie und Romantik.
Er dreht Film für Film, hinterlässt dabei aber nie den schalen Beigeschmack postmoderner Beliebigkeit, sondern überrascht mit immer neuen Facetten der stellaren Mythologie von Nicolas Cage. Um die Sache noch verrückter zu machen, wird Nick auch von einem Doppelgänger namens Nicky gequält (gespielt von einem gewissen Nicolas Kim Coppola, dem richtigen Namen des echten Stars).
Gormican ist eine große Hommage, die auch einer bestimmten Art von Kino gebührt. Denn Nicolas Cage ist nicht der Star der Kinokassen, sondern der zweitklassige, der billigsten Filme, eines zugänglicheren Hollywoods. Einer von uns, könnte man meinen; Das denkt zumindest Javi, obwohl er selbst ein wenig schwer fassbar ist. Doch als Cinephiler kann sich selten jemand so gut im Kino vertreten fühlen wie durch die heilige Dreifaltigkeit Nick/Nicky/Nicolas. Eine göttliche Kombination, die am Ende sogar problemlos durch das Fegefeuer der Eitelkeit geht.Golfclub
"Eine deutsche Partei"
Nicht nur in der Physik gilt, dass ein beobachtetes Objekt durch den Beobachter verändert wird. Bei einem Dokumentarfilm ist die Frage nur, ob das Thema erkennbarer wird oder es vermeidet. In Simon Brückners Film "Eine deutsche Partei" diskutieren die AfD-Abgeordneten zunächst darüber, ob bei einer Strategiediskussion die Kamera abgestellt werden soll: Brückner kann weiterfilmen, weil den Top-Strategen zugesichert wird, dass der Film das tut, was sie zuerst sagen, um ein Visum zu sein. Zwei Jahre von jetzt an.
„A German Party“ ist der zweite Film über dieAfD. Andreas Wilcke begleitete im „Volksberater“ vier Parteimitglieder über einen Zeitraum von drei Jahren. Auch Brückner, der zwischen 2019 und 2021 mehrfach dabei war, hatte freien Zutritt.
Der Wunsch, deutlich gesehen zu werden, überwand die Angst, in einem schlechten Licht dargestellt zu werden. Und auch die gefilmten Mitarbeiter wirken, als hätten sie irgendwann die Präsenz der Kamera vergessen. Sie wirken also sozusagen „natürlich“.
natürliche Mitarbeiter
Brückners Film besteht aus sechs Kapiteln, die thematisch nicht besonders klar sind. Es gibt keine Interviews, keine erklärenden Einblendungen darüber, wer dort zu sehen ist, und schon gar keinen Kommentar. Natürlich ist Brückner weder unparteiisch noch neutral; auch nur zu sagen, es wäre verdächtig. Lassen Sie die Fotos und vor allem die Partymitglieder sprechen. Seine Haltung manifestiert sich nur in der Montage und Materialauswahl.
Es werden Plakate besprochen, ein Parteitag oder eine kleine Versammlung in Berlin-Neukölln gezeigt. Erleben Sie ein Anti-Corona-Event und das intelligente Nachwuchsteam der Jungen Alternative. In Bosnien-Herzegowina nähert sich eine Gruppe von drei AfD-Mitgliedern einem Flüchtlingslager.
Sie sprechen also mit gespielter Sympathie zu den Menschen in Afghanistan, weil Sie erwarten zu hören, dass sie natürlich nur eines wollen: den deutschen Sozialstaat platt machen. Abgesehen von den alltäglichen Parteibanalitäten, die sich nicht wesentlich von denen anderer Parteien unterscheiden, gibt es das, was man erwartet: Hetzer und Klatsch, Fraktionskämpfe, Parolen wie „Nie wieder Corona Fascismo“, Ausrutscher und hin und wieder kritische Kommentare dann über die vielen Selbstdarsteller der Partei.
Von Brückner ist ebenso wenig zu lernen wie von Wilcke. Manches ist aberwitzig, wenn beim Kamingespräch intellektuelle Verrenkungen vorgeführt werden, anderes ist ekelhaft oder peinlich, wie der Auftritt von ein paar Beamtenjungen in Bad Neuenahr, wo sie versuchen, die Flutkatastrophe auszunutzen.
Es bleibt jedoch nie Zeit für Dämonisierung. Stattdessen fühlt es sich an, als würde der Film den unaufhaltsamen Abstieg einer Partei in die Bedeutungslosigkeit dokumentieren.
"Sonnenbrille - Blinde Angst"
Es gibt wahrscheinlich keinen größeren Freund von Giallo alsQuentin Tarantino, der zu seinen großen Vorbildern zählt, um dem italienischen Subgenre des Serienmörderkinos nachzufolgen. Tarantino muss die Arbeit von Dario Argento, dem mittlerweile 81-jährigen Giallo-Urgestein, in- und auswendig kennen. Ob er dadurch in Argentos neuem Film weicher oder strenger wirkt, ist schwer zu sagen.
Dark Glasses – Blinde Angst“ (Originaltitel: „Occhiali neri“) ist Argentos erstes Werk seit zehn Jahren. Der Film ist wie eine Flaschenpost, die schon länger unterwegs ist. Als es vor etwa 30 oder 40 Jahren veröffentlicht wurde, war seine Sprache noch selbsterklärend. Wenn das heute zu abgelegen oder nostalgisch klingt, werden Ihnen die römischen Blutbilder von Argento nicht gefallen.
Der übliche Killer tötet mit einer Cellosaite. Seine Opfer sind Prostituierte, die zum Haus eines Kunden zurückkehren. Blut spritzt im Takt der Musik und trocknet schneller, als die Polizei erlaubt. Der Mörder folgt Diana (Ilenia Pastorelli) immer noch mit dem Auto. So verursacht er einen Unfall: Nur ein kleiner chinesischer Junge überlebt aus dem Unfallauto.
Diana selbst wurde durch den Unfall geblendet. Sie bekommt einen Blindenhund, der Hundetrainer spielt Argentos Tochter Asia (die den Film auch mitproduziert hat). Diana nimmt den Chinesenjungen auf und setzt ihren Handel fort. Eine Verehrerin gesteht, wie gut es tut, ihn nicht sehen zu können, weil sie ihn so hässlich findet.
Wahrscheinlichkeit ist kein Kriterium.
Im Film sieht man, dass das Budget nicht großzügig war. Die Wendungen in der Handlung sind manchmal ungeheuerlich angesichts der vergleichsweise unkomplizierten Darstellung, aber die Wahrscheinlichkeit war noch nie ein brauchbarer Maßstab für diese italienische Schundliteratur. Weder die ausgefeilten Dialoge noch die theatralischen Feinheiten sind wichtig.
Der Giallo lebt von seinen Stereotypen und deren ständiger Neukombination. Dass Argento, der 1977 einen Horrorklassiker wie „Suspiria“ schuf (den Luca Guadagnino 2018 neu verfilmte), schon einmal in besserer Verfassung war, wird auch jenen nicht entgehen, die ein Herz für dieses Kino haben.
"A E I O U - Das schnelle Alphabet der Liebe"
Eine gewisse Enttäuschung bleibt auch beim zweiten Ansehen. Wahrscheinlich waren die Erwartungen nach Nicolette Krebitz' umwerfendem Wolfsfilm "Wild" (2016) so hoch. „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ erzählt auch von einer unwahrscheinlichen Liebe: zwischen einer 60-jährigen Schauspielerin (Sophie Rois) und einer 17-jährigen Studentin (Milan Herms).
Er ist der Dieb, der ihre Handtasche gestohlen hat, und sie erkennt ihn, als er zu ihrem Vortragskurs auftaucht. Zwei einsame Menschen, die kaum glauben können, dass sie sich finden werden.
Sie fahren an die Côte d'Azur, er stiehlt nicht mehr von ihnen, sondern stiehlt für sie. Sie kommen zusammen, baden nachts im Meer und tun so, als würden sie in einem New-Wave-Film mitspielen, es ist fast eine Art Meta-Kino. Weil Nicolette Krebitz so nah an ihren Figuren ist, weil die beiden Hauptdarsteller mit guter Unbefangenheit agieren, weil Reinhold Vorschneider ein toller Kameramann ist, hat alles viel Charme.
Und vielleicht sollte man deshalb nicht mehr Ausschweifung, mehr Entschlossenheit zur Grenzüberschreitung fordern, wie nach der ersten Vorführung, sondern sich an einer Leichtigkeit erfreuen, die im deutschen Kino kaum jemand erreicht.
Quelle:faz.net